Letztes Wochenende wollte ich endlich mal Urlaub zu Hause machen. Für mich bedeutete das, Detlev auf den Stadtwerder zu lenken, unsere kleine Binneninsel in der Weser, gegenüber des Weserstadtions. Es klingt ja immer ein bisschen albern und so ganz verstehen kann man das wahrscheinlich auch nur, wenn man, wie ich, in Bremen-Nord aufgewachsen ist: In Wahrheit polieren wir nämlich immer noch jeden Tag unseren Grenzstein und wenn wir in die Bremer Innenstadt fahren, sagen wir hier gerne mal "ich fahre nach Bremen", was für auswärtige Freunde immer für ein bisschen Befremden sorgt.
Ein Wochenende beim Kuhhirten
Aber wie auch immer, Detlev war also gesattelt und gespornt und kurz hatte ich noch überlegt, in Lemwerder die Fähre über die Weser zu nehmen, nur so, damit es sich noch ein bisschen mehr nach Urlaub anfühlte, mich dann aber doch für den kürzeren Weg über die Brücke entschieden. Im Nachhinein war es auf jeden Fall eine gute Idee, möglichst früh loszufahren und auch keine Umwege zu machen, denn der Platz war, schon als ich ankam, ziemlich gut besucht und bis zum frühen Abend dann auch tatsächlich picke-packe ausgebucht.
Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass so viele Menschen an einem schnöden Nicht-Ferien-Wochenende nach Bremen kommen würden, aber ich hatte mal wieder weder nachgedacht noch nachgeschaut: Es war nicht nur Maritime Woche, sondern für das Wochenende auch noch Kajenmarkt an der Schlachte, Schiffsparade + Lampionfahrt auf der Weser, Werder-Spiel (dann sind die Parkmöglichkeiten auf dem Stellplatz eingeschränkt) und Drachenbootrennen. Also nicht unbedingt das beste aller Wochenenden, um auf dem Stadtwerder sein Lager aufzuschlagen.
Tatsächlich war es aber richtig nett. Das Wetter war super und obwohl der Stellplatz sehr voll war und sowieso generell schon sehr eng ist, war es ziemlich entspannt. Für mich persönlich wäre es zwar nichts, mit einem Wohnmobil größer als Detlevs zarte Ausmaße (5,60 m) auf diesem Platz zu rangieren; den anderen, unerschrockenen Wohnmobilisten dabei zuzuschauen, wie sie ihre zum Teil doch sehr großen Schlachtschiffe über diesen hanseatisch kleinen Platz manövrierten, war allerdings eine Schau für sich. Kein Krimi hätte spannender sein können.
Ich für meinen Teil war froh, dass ich so einparken konnte, dass ich ohne große Schwierigkeiten wieder hätte rausfahren können. Noch dazu war das Universum aber so nett, meine niederländischen Nachbarn hinter mir am Sonntagmorgen noch vor mir aufbrechen zu lassen, so dass ich mich ganz entspannt mit Detlev wieder auf den Weg machen konnte. Das Universum ist doch fantastisch.
Mit den Hunden auf dem Domshof
So ein bisschen piekst der Stachel anscheinend immer noch. Auf jeden Fall wollte ich unbedingt Samstagmorgen den Wochenmarkt auf dem Domshof besuchen. Mit meinen Hunden. Ohne Stress.
Dazu muss man vielleicht wissen, dass der Domshof für Bremen so ein bisschen wie die gute Stube ist. Schräg hinter Marktplatz und Rathaus gelegen, flankiert vom Dom, ist der Platz gerade am Wochenende, wenn dort die Markthändler ihre Stände aufgebaut haben, immer ziemlich gut besucht. An sonnigen Tagen steppt dort der Bär.
Gute Stube hin oder her, jedem, der - mit Wohnmobil oder ohne - in Bremen Urlaub macht, würde ich einen Besuch in der Bremer Innenstadt empfehlen. Bremen ist so schön! Schnoor, Böttcherstraße, Markplatz - nicht umsonst gehören Roland, Rathaus und Stadtmusikanten zum Weltkulturerbe.
Digger, Carotte und ich jedenfalls hatten einen tollen Tag. Selten bin ich so oft so nett auf meine Hunde angesprochen worden. Und so schnell, wie Carotte von völlig fremden Leuten angefasst und gestreichelt worden ist, konnte ich gar nicht gucken. Überraschenderweise fand sie es prima. Ich darf da vielleicht auch einfach mal ein bisschen entspannen.
Und als Digger sich leider mitten auf dem Domshof mit einer Tretmine verewigen wollte, hat das nette junge Paar, das ich in letzter Sekunde daran hindern konnte, hineinzutreten, mir gleich tatkräftig die Hunde abgenommen, damit ich in Ruhe alles wegmachen konnte. Ich war ganz geplättet von so viel Freundlichkeit.
Slokoffie aus und in Bremen
Außerdem habe ich "Mr. Slokoffie" kennengelernt und bei ihm natürlich nicht nur einen Kaffee, sondern außerdem eine ganz fantastische, von Mozart berieselte Demeter-Gemüse-Pizza zum Frühstück bekommen. Erst vor ganz kurzem hatte ich über dieses ganz junge Unternehmen gelesen hatte, das fairgehandelten Biokaffee mit dem Segelboot von Lateinamerika nach Bremen bringt und war ganz begeistert, diesen "langsamen" Kaffee nun also mal direkt probieren zu können und dabei noch das eine oder andere mehr über dieses Projekt zu erfahren. Da ich ja auch bald ein Lastenfahrrad mein eigen nennen darf: Vielleicht fahre ich auch irgendwann mal Kaffeesäcke durch die Gegend.
Bremen wäre nicht Bremen und ich nicht ich, wenn ich nicht außerdem noch eine Radtour unternommen hätte. Ich liebe es, mit meinen Hunden Rad zu fahren. Und Bremen bietet dafür ein hervorragendes Pflaster. Nicht nur, dass man wunderschöne Radtouren im Bremer Umland oder, direkt vom Stellplatz aus, um den Werdersee, machen kann, Bremen bietet darüber hinaus auch ein ganz gut ausgebautes Radwegenetz in der Stadt selbst.
Da ich noch zu einem bestimmten Laden wollte, der vom Stellplatz aus nur ein paar Kilometer entfernt lag, bot sich am Nachmittag also eine Tour in die Überseestadt an. An der Schlachte entlang wäre es sicher schöner gewesen, da war aber aufgrund des Kajenmarktes an Durchkommen nicht zu denken. Also habe ich die Strecke entlang der Martinistraße genommen und ich muss sagen, ich habe tolle Hunde: Unerschrocken, artig und für jede Streckenführung zu haben.
Bremens Überseestadt
Ich bin ein Fan von Industriegebieten. Von Hafenanlagen. Und vom urbanen Wohnen. Das alles findet sich in Bremens Überseestadt. Alte Speichergebäude, neue Wohnblöcke, Hafenbecken... und dazwischen immer noch die kleinen Wohnhäuser der ehemaligen Hafenarbeiter.
Die Hunde und ich sind auf Kaffee und Crêpe bei einer unglaublichen netten jungen Frau eingekehrt, die mich ungefähr so freundlich und umsichtig behandelt hat, als wenn ich ihre Oma wäre. Okay, mir ist auch gleich vor der Kneipe mein Fahrrad um- und meine Tasche Tasche hingefallen, selbstverständlich mit dem gesamten Inhalt auf dem Boden verteilt. Der Vergleich mit der Oma lag also vielleicht nahe und es irgendwie hat ja auch so seine Vorteile, wenn man älter wird und entsprechend behandelt. Ich jedenfalls fand es schön.
Fazit: Die Hunde und ich hatten ein tolles Wochenende. Und irgendwie hat es seinen ganz eigenen Reiz, seine eigene Heimatstadt mal aus der Perspektive eines Touristen zu betrachten. So oder so ist Bremen eine Reise wert, finde ich. Ich werde wohl noch öfter über die Lesum setzen müssen.
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