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Detlev und ich bei den Normannen – Der Reise 1. Teil

Nachdem Carotte, Digger und ich am Anfang der Herbstferien ein großartiges Seminarwochenende bei Rolf Löhle und Mario Jessat in Naumburg an der Saale verbracht hatten, zog es mich gen Westen, genauer gesagt: in die Normandie.

 

In die Normandie hatte ich immer schon mal reisen wollen. Die drei großen C’s, Calvados, Camembert, Cidre, Madame Bovary, die Landungsstrände, der Ärmelkanal, die Küstenwanderweg…  nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber eben all das. Die Normandie hatte mich also lange schon gereizt.

 

In meiner Schulzeit habe ich einige Zeit in der Provence verbracht, ich war in Toulouse und im Burgund, habe den Atlantik gesehen und außerdem einige Monate in Paris gearbeitet. Letzten Sommer dann habe ich das Elsaß bereist, die Vogesen, die Champagne und bin durch die Ardennenen gefahren; den Nordwesten Frankreichs hatte ich bislang ausgespart. Irgendwie war der in meinem Kopf immer nur mit der Überfahrt nach England verknüpft, einen eigenen Platz auf meiner persönlichen Frankreich-Landkarte hatte er bislang noch nicht bekommen.

 

Zu unrecht, wie ich unumwunden zugeben muss. Die Normandie ist einfach wunderschön, überall. Sie ist auf der einen Seite so klein, dass ich eigentlich immer nur wenige Kilometer hätte fahren müssen, um von einem umwerfenden Stellplatz zum nächsten zu gelangen. Andererseits aber so voller Sehenswürdigkeiten und schöner Ecken, dass ich wesentlich mehr als 10 Tage Urlaub gebraucht hätte, um dieser Region Frankreichs alles Sehenswerte abzutrotzen. Für einen wunderbaren Urlaub hat es aber trotzdem gereicht.

 

Ich bin manchmal etwas ungeplant. Okay oft. Und nicht nur etwas. Jedenfalls hatte ich mir auf der einen Seite vorgenommen, in den Herbstferien in die Normandie zu fahren, auf der anderen Seite wollte ich aber unbedingt auch zu dem Seminarwochenende in Naumburg sein. Von Bremen über Naumburg an der Saale in die Normandie zu fahren ist wahrscheinlich nicht unbedingt die beste Reiseroute, aber so war es dann eben.

 

Nachdem das Seminar Sonntagnachmittag beendet war, habe ich es tatsächlich nur noch bis nach Bad Hersfeld geschafft. Ich fahre nicht so wahnsinnig gerne spät abends und noch dazu im Dunkeln Stellplätze an, außerdem war ich nach dem Seminarwochenende wirklich kaputt. Darum hatte mir mit Bad Hersfeld eine eigentlich überschaubare Etappe vorgenommen. Trotzdem war es letztlich schon zappenduster, als ich Detlev endlich vor einem Sportplatz auf den für Wohnmobile ausgewiesenen Parkplatz stellen konnte. Aus irgendeinem Grund hatte sich mein Navi nämlich wirklich schwer getan, die Zufahrt zu diesem Stellplatz zu finden und ehrlich gesagt, wäre es nicht schon so spät und eben auch schon sehr dunkel gewesen, ich wäre wohl noch weiter gefahren. Irgendwie war der Stellplatz gruselig. Mitten in der Pampa (gefühlt) und nur ein einziges, sehr seltsames Wohnmobil an meiner Seite… in solchen Nächten lobe ich mir meinen pflichtbewussten Riesenschnauzer. Digger würde wahrscheinlich Einbrecher mit einem Lächeln begrüßen und ihnen noch die besten Stücke aus meinem Gepäck aussuchen helfen – Carotte dagegen ist ein artiger Dienst- und Gebrauchshund und weiß, was ich von ihr erwarte…

 

Von Bad Hersfeld aus war Aachen mein nächstes Ziel. Ich hatte mir fest vorgenommen, in Aachen über die Grenze und ein Stück durch Belgien zu fahren, um von da aus, von Norden kommend, an den Ärmelkanal zu stoßen und erst einmal die Küste abzufahren. So weit der Plan. Da ich mir allerdings nach Aachen kein festes Ziel mehr im Navi programmiert hatte, bin ich stattdessen, sozusagen aus Versehen, dann doch ganz schnell in Frankreich gelandet. Dort hat es dann noch eine ganze Weile gedauert, bis ich bemerkt habe, dass mein Navi außerdem auf mautfreies Fahren eingestellt war – blöder Fehler. Erst nachdem das Navi mich zum soundsovielten Male von der Autobahn weg auf allmöglichen winzig kleine Landstraßen gelotst hatte, bin ich auf die glorreiche Idee gekommen, das mal zu überprüfen. Jedenfalls, sehr weit bin ich nicht gekommen, und von Belgien habe ich auch nicht viel gesehen.

 

Die erste Nacht in Frankreich habe ich auf einem sehr einfachen, kostenlosen Stellplatz in Bavay, in der Region Hauts-de-France verbracht. Nicht unbedingt die Richtung, in die ich hatte fahren wollen, aber tatsächlich war Bavay sehr hübsch, sehr ländlich, ich konnte dort sehr schön mit den Hunden laufen und es gab eine fantastische Bäckerei ganz in der Nähe des Stellplatzes – es hätte schlimmer kommen können.

Am nächsten Tag, Dienstag, wollte ich endlich in der Normandie ankommen und vor allem: einen Blick auf den Ärmelkanal werfen. Vielleicht liegt es daran, dass ich in relativer Nähe zum Meer groß geworden bin, für mich jedenfalls gibt es nicht viel Tröstlicheres als einen Blick auf das Meer zu werfen, egal an welcher Küste, egal welches Meer. Es ist immer gut. 

Da ich nun schon ein Stück nach Frankreich hinein gefahren war und also nicht über Belgien in die Normandie fahren würde, wollte ich zunächst Le Treport anfahren. Dort gibt es gleich zwei Stellplätze direkt an der Steilküste und außerdem eine Bergbahn, die fast direkt vom Stellplatz aus runter an den Strand und – viel wichtiger noch – auch wieder nach oben fährt. Das wollte ich unbedingt sehen.

Le Tréport

Aire Camping Car Le Furnicular

Le Tréport ist, wie der Atlantik selber, herb und schön. Kein anderes Meer hat diese Wucht. Diese Schönheit. Diese Unbamherzigkeit. Das Wetter war zwar nur so mittel, aber irgendwie war das toll, mit dem Wohnmobil direkt an der Steilküste, vom Wind geschüttelt – und überhaupt mag ich auch das graue Wetter. Zeit, sich im Wohnmobil einzuigeln und zu lesen – und die trockenen Zeiten zu nutzen, mit dem Hunden an der Steilküste und am Strand entlang zu laufen. Mehr zufällig hatte ich kurz vor meiner Abreise in meiner Lieblingsbuchhandlung zu Hause eine Normandie-Krimi-Reihe von Benjamin Cors entdeckt. Ein ganz klein bisschen, finde ich, hat die Reihe etwas von 007, den Büchern, wohl bemerkt, ich fand sie jedenfalls toll. Und vor allem, die Bücher spielen alle in der Normandie und da bin ich ein bisschen Groupie, ich liebe es, die Orte, von denen ich in Romanen bloß gelesen habe, mit eigenen Augen zu sehen und dort zu laufen, wo auch die Protagonisten schon gewesen sind.

Die Bergbahn hat mich übrigens nicht enttäuscht. Die hat echt Spaß gemacht, hat nichts gekostet und man konnte sie, ähnlich einem Fahrstuhl, einfach selber bedienen. Ich war davon so geflasht, dass ich leider vergessen habe, Fotos zu machen. Schade. Der Blick direkt aus den großen Panoramfenstern war sehr sehenswert.

Étretat – Alabasterküste

Are Camping-Car Maupassant

Von Le Tréport war mein nächstes Ziel Étretat. Dort wollte ich unbedingt hin, nicht zuletzt, weil dieser Ort in meinen Normandie-Krimis eine wichtige Rolle spielte. Und außerdem natürlich, weil die Alabasterküste einfach unglaublich schön ist.

 

In Étretat gibt es zwei Stellplätze für Wohnmobile und darüber hinaus, direkt neben dem Stellplatz in der Stadt, auch noch einen Campingplatz, wenn man denn das Bedürfnis nach mehr Platz, nach Rasen, nach Duschen und einer Waschmaschine hat. Ich brauchte das alles nicht und bin zunächst auf den Stellplatz Air Camping-Car Maupassant gefahren. Ich fand den Stellplatz nicht unbedingt schön, davon abgesehen, dass es dort anscheinend schwierig war, sich an den Strom zu hängen (ich habe die ganze Reise lang aber sowieso nie Landstrom benutzt), liegt dieser Stellplatz eben einfach an der Straße, die direkt in den Ort führt, aber noch ein ganzes Stück weit zu laufen. Der Platz an sich ist wirklich eher unspektakulär. Da ich von Rolf eine „Fahrrad-Auszeit“ mit den Hunden verordnet bekommen hatte, bin ich also auch gelaufen. Ich wollte Étretat unbedingt sehen und wurde tatsächlich nicht enttäuscht. Man kann dort fantastische Touren an der Steilküste laufen, der Ort selber ist sehr, sehr schön und direkt an der Strandpromenade gibt es unzählige Restaurants, um unter anderem moule-frites oder eben anderes Meeresgetier zu essen.

 

Digger, Carotte und ich haben darauf verzichtet und sind stattdessen zu der kleinen Kapelle Notre-Dame-de-la-Garde hochgelaufen. Von dort hat man einen tollen Blick auf das Meer und natürlich auch auf die berühmte Falaise d’Aval sowie die Aiguille, fast genau so, wie Monet sie gemalt hat. 

Da es in Étretat aber noch einen anderen Stellplatz geben sollte, den ich unbedingt ausprobieren wollte, bin ich am nächsten Tag noch ein Stück weiter gefahren – und tatsächlich, ich wurde nicht enttäuscht. 

Phare d’Antifer

Der Stellplatz am Leuchtturm von Antifer, war wirklich sehr, sehr schön. Als ich morgens ankam erstaunlicherweise sehr voll und, wie ein Franzose mir augenzwinkernd zuraunte, bevölkert von meinen Landmännern und -frauen. Netterweise machte mir besagte Franzose seinen Stellplatz für Detlev frei, direkt am Rand des Platzes, mit Blick über die Steilküste auf den Ärmelkanal. Und im Laufe des Tages fuhren noch einige Wohnmobile mehr ab, so dass wir am Ende ziemlich idyllisch mit nur drei anderen Wohnmobilen am Leuchtturm standen und die Einsamkeit genossen. Direkt vom Stellplatz aus konnten wir in den Küstenwanderweg starten, von wo aus man entweder bis nach Étretat wandern oder, wie wir, ins Landesinnere abbiegen und in einem großen Bogen über die Felder wieder zum Leuchtturm zurücklaufen kann. 

An diesem Stellplatz gibt es buchstäblich nichts außer eben den Platz zum Stehen. Wer also Ver- und Entsorgung braucht, morgens vielleicht Croissants oder Baguette kaufen will und außerdem auch einen Landstrom-Anschluss benötig, der sollte lieber in Étretat direkt stehen. Allen anderen sei dieser Stellplatz wärmsten ans Herz gelegt.

Nach der Einsamkeit am Leuchtturm stand mir dann aber doch erstens der Sinn nach ein wenig Nachbarschaftlichkeit und zweitens wollte ich Honfleur sehen, Dreh- und Angelpunkt des aktuellen Normandie-Krimis, den ich gerade las. 

Ausnahmsweise, weil es sonst zu lang (aber hoffentlich nicht zu -weilig) wird, beschreibe ich den Rest der Normandie-Reise in einem zweiten Teil. Es gibt einfach zu viel zu sagen und auch zu viel zu zeigen über die Normandie…

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