Detlev und ich waren wieder in Berlin. Dieses Mal haben wir uns ganz artig auf einen semi-offiziellen Stellplatz am Tempelhofes Feld gestellt. Für mich ideal: Dicht an Kreuzberg, wo mein Sohn wohnt. Direkt am Tempelhofer Feld, wo ich die Hunde bewegen kann und nebenan die U-Bahn-Station Prachtallee, von wo aus man schnell überall hinkommt.
Berlin ist immer eine Reise wert. In meinen Augen allemal. Ich liebe Berlin und komme seit vielen Jahren schon, immer wieder in veränderter Form, hierher. Früher, um Freunde zu besuchen, die in Neukölln eine Wohnung hatten. Damals haben wir vor allem viel mit den Kindern gemacht, waren unterwegs zum Skaten, zum Spielen, zum Faulenzen, zum Kaffisieren.
Und ich bin als Touristin gekommen. Um die Museumsinsel zu besichtigen, beim Theater am Schiffbauer Damm vorbeizuschauen, das Brandenburger Tor zu sehen, eine Spree-Rundfahrt zu machen und das Lieberman Haus zu besuchen.
Außerdem ich war hier um meinen Sohn zu besuchen, um zu quatschen, zu shoppen, in Kreuzberg abzuhängen, bei Monsieur Ibrahim den wirklich allerbesten Kaffee überhaupt zu trinken.
Darüber hinaus war ich auch zweimal hier, um beim Bundesfinale von Jugend Debattiert dabei zu sein und in der Anwesenheit des Bundespräsidenten einem Hauch von Old-School-Protokoll beizuwohnen, das es heutzutage fast nirgendwo so mehr gibt und die Final-Debatten live zu erleben.
Dieses Mal war ich zusammen mit meinem jüngster Sohn sowie Diggah und Detlev unterwegs, um unseren Ältesten zu besuchen. Da gleichzeitig auch der Sohn von Freunden und außerdem mein Neffe – Extanten und Exneffen gibt es nicht, haben wir uns geeinigt – in Berlin waren, wollten wir dieses Wochenende vor allem Essen gehen, Kaffee trinken, frühstücken und überhaupt: Zeit miteinander verbringen.
Trotzalledem wollte ich aber eine Sache auch: Die Brecht-Weigel-Gedenkstätte besuchen, sprich: das Haus in der Chausseestraße, in dem Brecht und Weigel bis zu ihrem Tod gelebt haben.
Und der Besuch hat sich wirklich gelohnt. Nun bin ich sowieso ein bekennender Brecht-Fan, ebenso wie ein Bewunderer von Helene Weigel, auch wenn ich leider zu jung bin, um sie selber je live gesehen zu haben. Was Helene Weigel, direkt nach Brechts Tod, dort in der Chausseestraße erschaffen hat und was die, die nach ihr kamen, erhalten und erweitert haben, ist wirklich einen Besuch wert.
Die Wohnung von Bert Brecht sowie die während ihrer Ehe gemeinsam und später als Witwe von Helene Weigel allein genutzten Zimmer im Erdgeschoss sind im Grunde so erhalten geblieben, wie ihre Bewohner sie zuletzt verlassen haben. Man hat wirklich das Gefühl, jede Minute könnten Brecht und Weigel hereinkommen und ihre Arbeit dort fortsetzen, wo sie sie zuletzt niedergelegt haben. Irgendwie hat mich das sehr berührt.
Da Brecht und Weigel sowie auch Ruth Berlau direkt nebenan auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt wurden, wollte ich auch das noch sehen, obwohl ich eigentlich nicht unbedingt so ein Friedhof-Fan bin. Und wer, im Gegensatz zu uns, gleich klug genug ist, nicht auf dem Französischen Friedhof, sondern eben auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu suchen, wird auch schnell fündig. Es kam mir ja gleich komisch vor, dass Brecht sich auf dem Französischen Friedhof würde begraben lassen… aber nun ja. Interessanterweise ist Ruth Berlau auf dem selben Friedhof beigesetzt, aber maximal weit weg von Brecht, seiner Frau Helene Weigel und seiner Tochter Hanne Hiob.
Berlin hat mich also, wie immer, willkommen geheißen. Ich war das erste Mal in der Brecht-Weigel-Gedenkstätte. Ich war das erste Mal am Landwehrkanal, der wirklich sehr hübsch ist und sehr schön zum Spazierengehen und Sitzen und Sonnentanken. Berlin ist einfach so eine tolle Mischung aus modern, cool, unkonventionell und gleichzeitig auch bodenständig berlinerisch.
Und ich war das erste Mal im alten und auch im neuen Urban-Krankenhaus. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich könnte noch tausendmal nach Berlin kommen und immer wieder andere Dinge entdecken. Es steht noch Vieles auf meiner Liste, was ich noch nicht gesehen und erlebt habe. Und da sowohl Diggah als auch Detlev sich so wunderbar in Berlin einfügen, wird das sicher nicht unser letzter Ausflug nach Berlin gewesen sein.
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