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Detlev und ich und die Franzosen

Okay. Um das schon mal vorweg zu schicken: Ich bin sicher zu deutsch, oder schlimmer noch, zu preußisch. Und außerdem Beamtin. Das hilft vielleicht auch nicht. Aber ein bisschen verrückt sind sie schon, die Franzosen.

 

Detlev und ich und meine Schwester und die Hunde sind vorgestern an der Marne gelandet. Dort gibt es in dem kleinen Ort Monthermé eine Marina, wo man sehr schön mit dem Wohnmobil direkt am Fluss stehen kann. Überhaupt kann man, glaube ich, mit dem Wohnmobil gut entlang der Marne fahren und überall auf kleinen Stell- oder Campingplätzen übernachten.

 

Ich wollte unbedingt in die Ardennen. Irgendwie hatte ich da mal wieder eine romantische Vorstellung. Wahrscheinlich Asterix und Obelix geschuldet, keine Ahnung. Aber jedenfalls, ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Südseite der Ardennen auch Schinderhannes und seinen Spießgesellen ein adäquates Zuhause geboten hätte. Düster. Waldig. Und für meinen Geschmack definitiv zu bergig.

 

In Monthermé war es trotzdem nett, nachdem ich all meine Sozialgrazie zusammengekratzt hatte und eine französische Familie, die ihren Kleinbus zum Parken auf dem letzten Stellplatz abgestellt hatte, erfolgreich gebeten hatte, ihren PKW doch bitte woanders zu lassen. Die Marina, in der man mit dem Wohnwagen stehen kann, ist sehr schön und die Dame in der Capitinnaire war wirklich sehr, sehr nett. Zu Büroöffnungszeiten kann man dort sogar duschen und seine Wäsche waschen und das alles für lächerliche 3,- € pro Nacht. Außerdem kann man, entlang der Marne, fantastische Fahrradtouren machen. Und als dann am Abend die Sonne unterging, habe ich mich sehr beglückwünscht für diese gute Entscheidung, unser Nachtlager in Monthermé aufzuschlagen. Bis, ja, bis gegen 22 Uhr das Theater anfing.

 

Ich bin mir nicht sicher, ob es eventuell einfach überall in Frankreich Brauch ist, den 14. Juli schon mal am 13. Juli willkommen zu heißen. Vielleicht war es auch eine Art Generalprobe. Das jedenfalls war mein erster Gedanke, als die Blaskappelle anfing, die Marseilles zu spielen. Ich mag die französische Nationalhymne, ihrem sehr kriegerischen Inhalt, den ich zum Glück ja auch gar nicht in seiner Gänze verstehe, zum Trotz. Wenn ich die Marseilles höre, bin ich fast selber versucht, zu den Waffen zu greifen und in den Aufstand zu marschieren. Fast jedenfalls.

 

An diesem Abend war es mit der Marseilles aber leider nicht getan. Denn als die Blaskappelle fertig war, ging es erst richtig los, mit Feuerwerk und Knallerei, wie es bei mir zu Hause zu Silvester nicht schlimmer geht. Und Detlev und ich und die Hunde mittendrin. Wirklich, ich habe kurzzeitig überlegt, Detlev zu satteln und weiterzufahren, war aber erstens dann doch zu phelgmatisch und zweitens auch nicht gerade erpicht darauf, mich nach draußen in die Knallerei zu wagen, um Detlev für die Reise zu rüsten. Also bin ich dageblieben, habe dem Border Collie versichert, dass die Knallerei irgendwann ein Ende haben würde und ansonsten gehofft, dass Detlev von Knallern und Feuerwerk verschont bleiben würde.

 

Für die Zukunft allerdings habe ich mir selber den kleinen Vermerk gemacht, das Wochenende um den 14. Juli herum in Frankreich zu meiden. Denn ansonsten, ich sagte es schon, war es wirklich sehr schön in Monthermé.

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