Auf meiner zweiten Tour lerne ich die Vorzüge von Auffahrkeilen unter und Solarzellen auf dem Wohnmobil kennen und lerne meinen Neuen besser verstehen.
Mein Neuer und ich Kommen uns näher. Die Dinge finden einen Platz und ich verbringe nicht mehr einen Großteil meiner Zeit damit, Sachen zu suchen, die ich ganz sicher schon einmal in der Hand hatte, die ich aber ums Verplatzen nicht mehr wiederfinden kann. Auch mein Schlüssel ist nur noch ein einziges Mal in einem der (zum Glück unverriegelten) Staufächer gelandet.
Und wie es so ist, wenn aus Verliebtsein Liebe wird und eine Beziehung entsteht: Meine Vorstellung vom Neuen und die Wirklichkeit gleichen sich einander an. Ich lerne Detlefs Macken kennen (er hat fast keine) und seine Vorzüge schätzen. Und auch was mir im Vorfeld wirklich schwierig erschien, das Wassertanken mit Schlauchanschluss, erwies sich in der Realität als so unproblematisch, wie mein Neuer eben ist.
Aber ich entdecke auf meiner zweiten Tour auch, was meinem Neuen und mir noch fehlt für eine lange und glückliche Beziehung: Eine Schaufel und Uhle (zu Hochdeutsch: Handbesen und Kehrblech) sowie Feudel (auch Bodenwischtücher genannt), Boxen für die Staufächer, damit die Dinge hübsch ihre Ordnung haben, eine Hundebürste, um den Hunden ihren Dreck aus dem Fell zu bürsten (es liegt immer eine im Auto, aber das nützt mir und dem Neuen ja nichts) und, ganz wichtig, Auffahrkeile.
Ich hatte eigentlich gedacht, Auffahrkeile bräuchte ich nicht, macht mir ein bisschen Schieflage im Wohnmobil doch nichts aus und erinnert mich in liebevoller Weise an frühere Urlaube auf dem Segelboot.
Aber auf dieser Tour standen wir auf einem wunderbaren Stellplatz inmitten des Naturparks Lüneburger Heide. Ein riesiger Platz, mit viel Abstand zum nächsten Nachbarn, von denen es sowieso nur einige wenige gab. Digger konnte am Stellplatz ohne Leine sein, er entfernt sich sowieso nie mehr als einige Meter vom Wohnmobil. Carotte entfernt sich vorzugsweise auch nicht mehr als einen Meter von mir, aber nachdem sie gerade vor ein paar Tagen versucht hat, den Hund meiner Freundin zu frühstücken, gehe ich lieber kein Risiko ein. So nett Carotte zu den Hunden ihrer eigenen Gruppe ist, bei fremden Hunden versteht sie einfach keinen Spaß.
Der Stellplatz liegt also fantastisch mitten in der Lüneburger Heide. Direkt vor meiner Wohnmobiltür führt ein Wanderweg mitten rein ins Naturschutzgebiet. Eine Wander- und Radfahroase für meine Hunde und für mich. Wir sind kilometerweit geradelt, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Haben uns, mehr aus Versehen als mit Absicht, mit dem Fahrrad den Hermann- Löns-Weg erradelt (es ist immer gut, sich die Kartenlegende anzugucken!) und fantastische Aussichten über die Lüneburger Heide genossen.
Der Stellplatz hatte eben nur einen einzigen Nachteil. Er liegt sehr abschüssig, wodurch der Neue mit einer deutlichen Linkslage zu stehen kam. Wie gesagt, eigentlich dachte ich, das wäre kein Problem. Was ich nicht bedachte hatte: Durch die Schieflage konnte das Wasser nicht richtig ablaufen. Weder im Spülbecken noch in der Dusche. Da ich aber nicht mit nassen Füßen aufs Klo gehen wollte, wurde duschen kurzerhand ersatzlos gestrichen. Mein Neuer mag mich auch ungeduscht.
Ansonsten gab es an dem Stellplatz nichts auszusetzen. Die Stromsäule war zwar ewig weit weg, aber mein Neuer, das mag ich so an ihm, ist ein sehr autarker Typ und liefert mir dank seiner Solarzellen Strom auch ohne Landanschluss. Die Ver-und Entsorgung war auch ein Stückchen weit weg, aber ich bin im Urlaub durchaus bereit, den einen oder anderen Meter zu laufen. Einzig das Bezahlsystem hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die Stellplatzgebühr ist direkt am Wanderparkplatz für Busse und PKW zu entrichten. So weit so gut.
Direkt über dem Parkautomaten hängt ein großes Hinweisschild, das mich mahnend darüber informiert, dass die Parkbgebühren zum Erhalt des Naturparks Lüneburger Heide beiträgt. Und ich würde liebend gerne beitragen, wirklich, aber es hat mehrere Anläufe gebraucht, bis ich begriffen habe, wie ich den Automaten überreden kann, meinen Beitrag entgegen zu nehmen. Wirft man nämlich einfach nur sein Geld ein (3 Euro für das Parken pro Tag), weigert der Automat sich beharrlich, noch die weiteren 6 Euro für die Stellplatzgebühr (9 Euro für 24 Stunden) entgegen zu nehmen. Erst der zweite Automat, den ich konsultiere, lässt mich die Option Tagesticket für Wohnmobile wählen und nimmt dann artig mein Geild entgegen.
Mittlerweile aber sind wir weitergezogen und stehen sehr idyllisch beim Ferienhof Cohrs auf dem Reiterhof. Hier steht mein Neuer wieder gerade und preußisch aufrecht, es gibt viel zu gucken und die Fahrrad- und Wanderwege beginnen auch hier direkt vor der Haustür. Einzig auf meinen Riesenschnauzer, der nicht nur seine eigene Meinung zu Hunden hat sondern auch dazu, wer sich dem Neuen nähern darf oder auch nicht, muss ich hier ein Auge haben. Der Reiterhof ist ein Paradies für Kinder und sie sind es hier gewohnt, alle Tiere anzufassen und zu streicheln. Für Digger ist das kein Problem. Für Carotte schon.
Aber Freunde von mir veranstalten ganz in der Nähe ein Seminar. Und da werden wir heute zugucken. Sobald ich genug Kaffee getrunken haben und die Hunde und ich eine ausgedehnte Fahrradtour gemacht haben.
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